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Projekt Schüler-Jugend Projekt und Ausstellung zum Thema
Schüler-Jugend Projekt Schülerperspektiven - "5 Jahrzehnte nach 1945 - Leben in Bildern"
1.April 1995 - 1.Juni 1995
Zum Konzept des Schüler-Jugend Projektes Schülerperspektiven - "5 Jahrzehnte nach 1945 - Leben in Bildern":
Auf Initiative von FLUSS wurde von Jänner - Mai 1995 gemeinsam mit den Schülern und Lehrern der Hauptschulen Mistelbach und
Wolkersdorf zum Thema "5 Jahrzehnte nach 1945" ein Projekt durchgeführt, wobei der genannte Zeitabschnitt aus der Sicht der
Schüler und unter besonderer Berücksichtigung des Mediums Fotografie dargestellt werden sollte.
In verschiedenen Gruppen wurde versucht, ein vorher gewähltes Thema aus der Zeit zwischen 1945 und 1995 zu bearbeiten und
visuell umzusetzen.
Dabei wurden Archivfotos, Fotos aus privaten Alben und aus den Beständen von Herrn Semrad in Wolkersdorf, sowie von den
Schülern und Lehrern selbsterstellte Fotografien verwendet. Einige Texte, die den Fototafeln beigestellt wurden, waren
Bildbeschreibungen der Schüler oder befanden sich auf der Rückseite der Fotos, andere wiederum stammen aus Interviews,
schriftlichen Aufzeichnungen und Chroniken.
Die Lehrer und Lehrerinnen, sowie die FLUSS Mitarbeiter Heinz Cibulka, Elisabeth Schäffer und Charlotte Gohs leisteten Hilfestellung
bei der Materialsammlung und bei der technischen und praktischen Umsetzung.
Die Fotografie ist seit ihrer Erfindung im Jahre 1839 zu einem Massenmedium geworden - massenhaft ist die Produktion von
fotografischen Bildern, massenhaft auch die Präsenz in Werbung und Presse. Die Begegnung mit fotografischen Bildern gehört heute
zu unseren selbstverständlichen täglichen Erfahrungen. Die Selbstverständlichkeit der heutigen Präsenz von Fotografien in
Publikationen, Werbung, privaten Alben u.s.w hat zu einer - wie auch immer ausgeprägten - Fähigkeit geführt, diese Bilder zu lesen, sie
als Mitteilungen zu erfassen.
Der Gebrauch des Mediums in seinen unterschiedlichen Spielarten, als Mittel der Dokumentation (Denkmalamt, Wissenschaft, Medizin,
Polizei..) oder als künstlerisches Mittel, in der Fülle der Anwendungsbereiche, vom privaten Erinnerungsfoto bis hin zur
Pressefotografie, verlangt eine jeweils adäquate Annäherungsweise, denn so vielfältig wie die Anwendungen sind auch die
Wahrnehmungsweisen.
Die Popularität und Verbreitung des Mediums ist eine Brücke zum Betrachter - die Fotografie ist Übertragungsmittel künstlerischer,
aber auch politischer Aussagen.
Diese Bedeutung der Fotografie haben sich heute wie damals die verschiedensten Gruppierungen nutzbar gemacht.
So zum Beispiel wurden die Medien Fotografie und Film von den Nationalsozialisten ebenso zur Verbreitung ihrer Ideologie und zur
Ausbildung eines Personenkults mißbraucht wie vom Regime Mussolinis oder Stalins. Durch gezielte Propaganda wurde der Blick
"gelenkt", die Massen emotionalisiert.
Die massive Bildberichterstattung während des Vietnamkrieges, der Abdruck besonders dramatischer Bilder über die Auswirkungen
des Krieges auf Körper und Seele der Menschen in der Presse, bewirkte bei sehr vielen Menschen ein Umdenken. Die Bilder der
amerikanischen Fernsehsender vom Krieg im Irak hingegen, flimmerten wie Computerspiele über unsere Bildschirme - tausende
"treffsichere" Bomben mit zielsicherer Steuerung sollten einen Krieg suggerieren, bei dem zwar Häuser und Anlagen zerstört würden,
aber kaum Menschenleben in Gefahr wären.
Es ist daher wichtig, sich einige Aspekte bewußt zu machen, die dem Medium Fotografie (und auch dem Film) eigen sind:
Zum einen sollte man den Anspruch der Fotografie auf Authentizität nicht mit Wahrheit verwechseln - die scheinbare Authentizität des
Mediums wird oft für die Darstellung von Scheinrealitäten genutzt.
Der Blick durchs "Objektiv" ist subjektiv - die abgebildete "Realität" ist ausschnitthaft, die Auswahl des Motivs und die Bildgestaltung
durch das subjektive Auge des Fotografierenden gefiltert.
Zum anderen sind die Möglichkeiten der Manipulation vielfältig (Bildauswahl, Bild- und Bild /Text - Kombinationen, Vortäuschen von
Größen und Mengen bis hin zur Fälschung) führen zu einer Verschiebung der Realitätsebene (auch in der Werbefotografie). Emotionen
und zielgruppenspezifische Sehnsüchte können geweckt und instrumentalisiert werden.
Diese medienimmanenten Aspekte anzuschneiden war neben dem Fotografieren selbst und dem Arbeiten mit alten Fotos,
Zeitungsausschnitten und Berichten auch ein Ziel unseres Projektes.
Nicht zuletzt ging es auch um die Umsetzung des Wahrgenommenen mittels Fotografie in ein Bild, um das kreative Arbeiten mit
Bildmaterial.
Der genannte Zeitraum ist für die Jugendlichen (Altersgruppe 10 - 15 Jahre) natürlich "Geschichte", nur das letzte Jahrzehnt ist erlebte
Geschichte und daher wird dieser Zeitraum aus der Perspektive der Schüler auch ausführlicher behandelt.
Die Zeit vor dem eigenen Leben erschließt sich den Schülern als "Leben in Bildern" - das können fotografische Bilder, aber ebenso
auch sprachliche Bilder sein.
Sprachliche Bilder - schriftliche (z.B. Chroniken aus der Zeit von 1945 bis in die Gegenwart) oder mündliche Überlieferungen,
"Hörbilder" (Erzählungen von Zeitzeugen, Eltern und Großeltern, Interviews) - verwandeln sich in visuelle Bilder, die zunächst im
Kopf entstehen und dann als fotografisches Abbild zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem nicht selbst erlebten Leben
anregen können.
Naturgemäß haben die Jugendlichen zur Gegenwart einen engeren Bezug als zur "Vergangenheit", da in diesem Alter noch kaum ein
"Geschichtsbewußtsein", eher schon ein "Zeitbewußtsein" vorhanden ist .
Die Jugendlichen auf das Leben vor "Ihrer" Zeit aufmerksam zu machen und dieses bereits "gelebte Leben" als Teil auch Ihres
weiteren Lebens faßbar zu machen, dazu sollte dieses Projekt beitragen.
Wenn auch den Erwachsenen beim Betrachten der Schülerergebnisse einige Aspekte fehlten, die in der Erinnerung Erwachsener fast
zwingend mit dem genannten Zeitraum in Verbindung gebracht werden und in den Köpfen Bilder entstehen lassen, deren Grundlagen
eigenes Erleben, Bildung und Information sind, so darf nicht vergessen werden, daß diese Ausstellung eine Bestandsaufnahme von
"Schülerperspektiven"auf die letzten 50 Jahre darstellte - Fehlendes konnte und sollte ergänzt, Versäumtes nachgeholt, "Geschichte(n)"
bewußt gemacht werden, damit "Perspektiven" erweitert und nicht verstellt werden.
Die entstandenen "Schülerperspektiven" wurden vom 17.6. - 24.6.1995 in der Hauptschule Wolkersdorf, sowie im
Oktober/November 1995 in der Hauptschule in Mistelbach im Rahmen einer Ausstellung gezeigt.
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Foto: Seiichi Furuya, o.T. |
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Workshop Seiichi Furuya
28.April 1995 - 2.Mai 1995
Schloß Wolkersdorf Schloßplatz 2, A - 2120 Wolkersdorf
Zum Workshop:
Genaues Sehen (Beobachten), Dokumentieren (Fotografieren), Produzieren (Auswahl, Vergrößerung) und Zeigen (Ausstellen):
Durch diese Prozesse wird "etwas gesehen haben" zu "etwas sehen" verwandelt.
Während des Workshops wurde zu praktizieren versucht, wie man "etwas gesehen haben" zu "etwas zu sehen" unter der besonderen
Berücksichtigung der einzelnen Prozesse übersetzt.
Im Workshop ging es um eine Einübung dessen, wie durch eine neue Anordnung von dokumentierten und gesammelten Bildern von
alltäglichen Phänomenen "fertige" Endprodukte nicht nur hergestellt, sondern von "privaten Allüren" befreit und auf eine allgemeinere
Ebene überführt werden können.
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Ausstellung Arbeiten der Workshop-Teilnehmer
7.Mai 1995 - 21.Mai 1995
Schloß Wolkersdorf Schloßplatz 2, A - 2120 Wolkersdorf
TeilnehmerInnen: Armin Bardel, Wolfgang Begatik, Christine Elsinger, Lothar Gödl, Astrid Grohmann, Urs Kahler, Edgar Kehrberg,
Christian Klepp, Christa Kresina, Isabelle Mühlbacher, Norbert Rother, Reinhard Spögler, Robert Wasinger
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