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  Workshop
Lebensmittel
Heinz Cibulka
26.März 1994 - 2.April 1994


Schloß Wolkersdorf Schloßplatz 2, A - 2120 Wolkersdorf


     

  Ausstellung
und Podiumsdiskussion zum Thema "Lebensmittel"
Elga h. Reiter, Christine Bruck, Charlotte Gohs, Bernd Hochwartner, Arijana Imsirovic, Carlis Leitzinger, Elisabeth Rastl, Richtex, Christiana Simons
10.April 1994 - 24.April 1994

Eröffnung:09-Apr-9415 Uhr
Schloß Wolkersdorf Vortragsaal Schloßplatz 2, A - 2120 Wolkersdorf

Zur Ausstellung "Lebensmittel"
Die ausgestellten Arbeiten entstanden während eines 1-wöchigen Workshops unter der Leitung von Heinz Cibulka. Gemeinsames Thema war der Begriff "Lebensmittel", der sich durchaus nicht nur auf Speisen und Getränke beziehen sollte, sondern auch als ein Mittel zum Leben, als etwas für das eigene Leben wichtig Erscheinendes, aufgefaßt werden konnte. Die fotografischen Ergebnisse dieser Auseinandersetzung, die Umsetzung der Gedanken zum Thema mittels Fotografie, haben sehr unterschiedliche Arbeiten hervorgebracht und zeigten auch die verschiedenen Ansatzpunkte der TeilnehmerInnen.

Erich Richter (Richtex) und Christine Bruck z.B. gehen beide von der Sprache aus, schlagen jedoch in der Aussage und in der Präsentation eine andere Richtung ein.
So hat für Richtex das Wort, die Sprache, die Bedeutung eines Lebensmittels. Er benutzt ein Lexikon für Synonyme, wählt daraus Wörter, die sich auf Lebensmittel beziehen aus und schreibt sie, samt ihren dazugehörigen Ableitungen, die wiederum eine andere Bedeutung haben, von A bis Z geordnet, mittels Computer auf weißes Papier, das in langen Reihen, wie Fahnen, von der Wand hängt.
Diese Schriftbilder werden von fotografischen Bildern (Farbfotokopien) durchbrochen, die Ausscheidungsprodukte, Produkte unserer Verdauung, ohne die wir nicht imstande wären zu leben, darstellen.
Christine Bruck nimmt das moralisierend wirkende Sprichwort "Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen" als Ausgangspunkt für eine Installation, in der sie das auf roten Hintergrund affichierte Sprichwort, gleich einem (politischen) Plakat, als Gegenpol zu einer ironischen Darstellung der "Vertreibung aus dem Paradies" (Plastikobst und -schlange), zur Darstellung einer Beziehung zwischen Mann und Frau, einsetzt.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind auch das Thema in den Arbeiten von Arijana Imsirovic. Für sie sind ihre in Bosnien zurückgebliebenen Freunde, Bilder bzw. Fotos von diesen und die damit verbundenen Erinnerungen Mittel zum Leben.

Erinnerungen, Kindheitserinnerungen, dargestellt durch verschwommen erscheinende Kinderbilder und die Mutter (Brust und Nabel), als Ursprung für das eigene Leben, sind für Elisabeth Rastl der Ausgangspunkt für eine mehrteilige Arbeit, in der sie die für sie lebenswichtigen Dinge, teilweise durch Farben symbolisiert, auf ihren Körper projiziert: die Farbe ROT z.B. als Symbol für Blut oder Liebe, BLAU für Luft und Wasser.

Carlies LeitzingerundElga h. Reiter hingegen gehen von menschlichen Organen, vom Herzen bzw. vom Gehirn als "Lebens-Mittel" aus.
Carlies Leitzinger stellt ein Foto vom Herzen und einen Herzabdruck den Abbildungen von "Zeit" (symbolisiert durch das Pendel) entgegen und thematisiert auf diese Weise Leben und Tod.
Das Gehirn als Auslöser für lebenswichtige Bereiche (wie z.B. Sexualität,...) stellt Elga h. Reite in unterschiedlichen Bildkombinationen und mit bildsprachlichen Mitteln dar.

Ebenfalls durch Bildkombinationen visualisiert die Arbeit von Charlotte Gohs die fünf Sinne als Lebensmittel. Apfel (essen) und Wasser (trinken), Symbole für Verführung und Leben, sollen helfen die Sinne zu verdeutlichen. Die kreuzförmig zusammengestellte Bildtafel soll beim Betrachter einen synästhetischen Effekt hervorrufen, soll zu einer Verknüpfung verschiedener Empfindungen führen.
Die "Bildsprache" dieser Arbeit ist auf mehrere Arten "lesbar": so z.B. "versinnbildlichen" die waagerechten Reihen bzw. die mittlere senkrechte unsere fünf Sinne, die unser Wissen und unsere Fähigkeiten, unser Empfindungs- und Wahrnehmungsvermögen beeinflussen. Jedes Foto steht jedoch auch für sich allein für eine Sinneswahrnehmung, kann jedoch durch Verknüpfung mit daneben oder darunter liegenden Fotos wieder eine andere Bedeutung erfahren.

Die Arbeiten von Christiane Simons und Bernd Hochwartner gehen auf "reale" Lebensmittel, also auf Nahrungsmittel, zurück, aber auch gleichzeitig wieder darüber hinaus.
Brot steht bei Christiane Simons nicht nur für irgendein Nahrungsmittel, sondern es drängt sich, nicht zuletzt auch durch die Kombination mit Bildern von Fleisch, angeordnet in kreuzähnlicher Form, die Assoziation zur Bibel (Brot - Fleisch Christi) auf. In den beiden anderen Arbeiten wird den Reproduktionen von Gemälden (von Juan Sanchez Cotán und S. Dali) ein diesen nachgestelltes Foto gegenübergestellt und durch dieses "Abbild vom Abbild" auch die Frage von Echtheit und Künstlichkeit aufgeworfen. Bernd Hochwartner macht das Huhn und das Ei (auch ein Fruchtbarkeitssymbol) zum Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung mit dem Thema Lebensmittel. Das "glückliche Huhn" (verdeutlicht durch am Boden liegende, plastisch wirkende Abbildungen von Stroh und eines Hühnernestes samt Eiern ) und in der Folge das "glückliche Ei" stehen den geschundenen Kreaturen, den Hühnern (und Produkten) aus der Massentierhaltung entgegen und machen derart auf die Umstände bei der Produktion von Lebensmittel und darüber hinaus auch auf damit verbundene Lebensumstände aufmerksam.
(Charlotte Gohs)

Podiumsdiskussion zum Thema "Lebensmittel"
TeilnehmerInnen: Arzt, Bio-Greißler, Futtermittelhändler, Hausfrau,...sowie die KursteilnehmerInnen des Workshops

Der im Rahmen der Veranstaltungsreihe "eisstoß '94" abgehaltene Workshop zum Thema Lebensmittel bildete den Ausgangspunkt für eine Diskussion, in der sich die KursteilnehmerInnen und eigens eingeladene Gäste aus verschiedenen themennahen Berufsgruppen mit dem Begriff "Lebensmittel", der sich nicht unbedingt auf Speisen und Getränke beziehen mußte, sondern auch das Mittel sein konnte, das einem für sein eigenes Leben wichtig erscheint, auseinandersetzten.

Die während des Kurses entstandenen Arbeiten wurden in einer Ausstellung präsentiert. Sie bat den KursteilnehmerInnen die Gelegenheit, ihre Arbeiten aus einer anderen Perspektive als der eigenen zu betrachten und mit den Gesprächsteilnehmern und dem Publikum zu diskutieren.

     
 
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KONTAKT: Heinz Cibulka, Charlotte Gohs
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